Diplom-Psychologe Dr. Reichel   ++ Beratung - Eignungsdiagnostik - Schulung ++

Ablauf des Vorstellungsgespräches

Im ersten Teil des Gespräches geht es gewöhnlich darum, die fachliche und persönliche Qualifikation des Bewerbers zu überprüfen, während im zweiten Teil der Bewerber über die ausgeschriebene Stelle und das Unternehmen informiert wird. Auch die umgekehrte Reihenfolge ist üblich. Im Einzelnen lassen sich folgende Phasen unterscheiden:

Gesprächseröffnung

In der Regel bemühen sich die Firmen, eine angenehme Gesprächsatmoshäre zu schaffen. Dazu  wird Ihnen häufig ein Getränk angeboten.
Im allgemeinen wird das Gespräch mit einigen auflockernden Fragen eröffnet, die dazu dienen, die Nervosität des Bewerbers abzubauen. Beispielsweise kann der Interviewer nach Ihrer Anreise fragen und Ihnen sagen, warum er Sie eingeladen hat.
Denken Sie daran, dass schon die ersten Minuten darüber entscheiden können, ob Sie Ihrem Gesprächspartner sympathisch erscheinen oder nicht.

 

Tipps für Ihr Verhalten:
Gehen Sie nach dem Betreten des Raumes selbstsicher auf Ihren Gesprächspartner zu und geben ihm die Hand.
Grüßen Sie freundlich, und nennen Sie deutlich Ihren Namen.
Fragen Sie nach, wenn Sie den Namen Ihres Gesprächspartners nicht genau verstanden haben, damit Sie ihn während des Gesprächs richtig anreden können.
Bedanken Sie sich für die Einladung zum Vorstellungsgespräch und für übersandtes Informationsmaterial.
Nehmen Sie Getränke, die man Ihnen anbietet, ruhig an. Alkoholische Getränke sollten Sie allerdings ablehnen. Verzichten Sie außerdem aufs Rauchen.
Zeigen Sie sich von Anfang an interessiert aber warten Sie erst einmal ab.

 

Das Interview

Im eigentlichen Interview werden Ihnen Fragen nach Ihrer fachlichen und persönlichen Qualifikation gestellt, mit denen der Interviewer überprüfen will, inwieweit sich das Anforderungsprofil der Stelle mit Ihrer Qualifikation deckt. Weiterhin möchte er etwas über Ihre Interessen und beruflichen Zielvorstellungen sowie über Ihre persönliche Situation erfahren.

Tipps für Ihr Verhalten:
Verhalten Sie sich möglichst natürlich. Machen Sie einen ruhigen, gelassenen und aufgeschlossenen Eindruck.
Sprechen Sie nicht zu schnell, sondern ruhig und überlegt.
Vermeiden Sie weitschweifige Darstellungen. Reden Sie stattdessen kurz, klar und sachlich.
Machen Sie kleine Pausen nach interessanten Abschnitten, um Ihr Gespräch zu strukturieren.
Antworten Sie bereitwillig auf alle Fragen.
Schauen Sie Ihren Gesprächspartner offen und freundlich an. Wenn Sie Blickkontakt halten, wirkt das überzeugend. Außerdem können Sie am Gesicht Ihres Gesprächspartners ablesen, wie Ihre Aussagen ankommen.

 

Informationen für den Bewerber

Teils zu Beginn teils nach den wesentlichen Fragen wird Ihr Gesprächspartner Sie in der Regel über das Unternehmen und über den Arbeitsplatz informieren.

Tipps für Ihr Verhalten:
Hören Sie aufmerksam zu, und zeigen Sie Interesse an der Darstellung Ihres Gesprächspartners.
Untersteichen Sie Ihr Interesse durch eigene Fragen, die sich auf das Unternehmen und die angestrebten Arbeitsplatz beziehen.
Lassen Sie sich genau darlegen, wie Ihre Aufgaben im Einzelnen aussehen, wofür Sie verantwortlich sind, wer Ihre Mitarbeiter und Vorgesetzten sind und wie Ihre Arbeit in den nächsten Monaten aussehen soll.

 

Gehalt und andere Vertragspunkte

Gegen Ende des Gespräches werden meistens die Gehaltsvorstellungen des Bewerbers angesprochen. Sind Sie in die engste Wahl gekommen, werden auch andere Punkte eines späteren Arbeitsvertrages erörtert.

 

Gesprächsabschluss

Besonders dann, wenn man noch andere Bewerber zum Gespräch eingeladen hat, werden Sie beim Abschied noch nicht erfahren, ob man Sie einstellen will oder nicht. Gewöhnlich wird man Ihnen sagen, dass Sie in den nächsten Tagen einen Bescheid erhalten.

Tipps für Ihr Verhalten:
Erkundigen Sie sich abschließend, wie es weitergeht: Findet ein weiteres Gespräch statt? Bis wann können Sie mit einer Mitteilung rechnen?
Verabschieden Sie sich freundlich und höflich, und zeigen Sie kein erleichtertes Aufatmen beim Verlassen des Raumes.

 

Das zweite Gespräch

Bei der Einstellung qualifizierter Bewerber folgt gewöhnlich einige Zeit nach dem ersten Gespräch noch ein zweites Gespräch, bevor eine endgültige Entscheidung zugunsten eines Kandidaten gefällt wird.
Im diesem Gespräch sollen die letzten Unklarheiten für eine Entscheidung auf beiden Seiten ausgeräumt und die offen geblieben Fragen geklärt werden. Besonders geht es darum, die genauen Arbeitsbedingungen und die Einzelheiten des Arbeitsvertrages zu erörtern.

Das sollten Sie beachten:
Machen Sie sich Notizen, wenn die Arbeitsbedingungen und Vertragspunkte besprochen werden. Sie können dann besser vergleichen, ob alle Vereinbarungen auch im späteren Arbeitsvertrag enthalten sind.

 

Die richtige Gesprächführung

Im Vorstellungsgespräch muß es Ihr Ziel sein, von Anfang an auf Ihren Gesprächspartner einen guten Eindruck zu machen. Denken Sie daran, dass schon der erste Eindruck entscheidend sein kann. Macht man hier nämlich etwas falsch, kann es unter Umständen sehr schwer werden, das entstandene Bild wieder zu korrigieren. Umgekehrt kann ein von Anfang an positiv eingeschätzter Bewerber leichter weitere Pluspunkte sammeln.
Beachten Sie folgende Tipps zum Verhalten und zur Gesprächsführung:

Checkliste: Verhalten und Gesprächstaktik

 

Körpersprache beachten

Neben dem Inhalt des Gespräches spielt im Vorstellungsgespräch auch die Körpersprache des Bewerbers eine wichtige Rolle. Gesichtsausdruck, Gestik, Körperhaltung und Stimme eines Menschen liefern nämlich wertvolle zusätzliche Informationen über seinen inneren Zustand und seine Persönlichkeit. Jeder Interviewer wird diese Merkmale deshalb für seine Bewertung nutzen.
Kontrollieren Sie daher Ihr Verhalten, und versuchen Sie ungünstige Verhaltensweisen, die Sie bei sich entdecken, abzustellen.

 

Die Gesprächsthemen

Zu Beginn des Interviews werden Sie meistens aufgefordert, Ihren Werdegang zu schildern. Aus dieser Darstellung oder aus den Angaben der Bewerbung ergeben sich gewöhnlich die ersten Fragen. Der Interviewer wird immer dann nachhaken, wenn etwas unklar geblieben ist, wenn er Ungereimtheiten festgestellt hat oder zwischen Ihrer Darstellung und den Angaben in Ihren Unterlagen Widersprüche auftreten.

Geschulte Interviewer gehen im Gespräch nach einem Gesprächsleitfaden vor. Sie haben eine bestimmte Liste von Fragen, die Sie in ähnlicher Form allen Bewerbern stellen. Dabei werden immer die folgenden Themenbereiche angesprochen:

Motive der Bewerbung/Interesse und Erwartungen

Warum bewerben Sie sich bei uns?/ Warum möchten Sie gerade bei uns arbeiten?
Was hat Sie an unserer Anzeige angesprochen?
Was wissen Sie über unsere Firma?/Produkte?
Was interessiert Sie an dieser Position am meisten?
Was reizt Sie besonders an dieser Aufgabe?
Warum wollen Sie ihre Stelle wechseln?
Wie sehen Ihre beruflichen Zielvorstellungen aus?
Wie sehen Ihre Gehaltsvorstellungen aus? /Was wollen Sie verdienen?

Ausbildung / Beruflicher Werdegang / Erfahrungen

Warum haben Sie sich für die Ausbildung als ... entschieden?
Welche Aufgaben hatten Sie bei der Firma ...?
Welche praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten haben Sie bei Ihrer letzten Firma erworben?
Welche Fächer haben Sie besonders gern gemacht?
Was haben Sie in der letzten Zeit für Ihre Weiterbildung getan?
Warum haben Sie Ihre Stelle so oft gewechselt?

Persönlichkeit/Selbsteinschätzung

Wie würden Sie sich charakterisieren?
Wo liegen Ihre besonderen Stärken? Was sind Ihre Schwächen?
Was verstehen Sie unter Erfolg? Nennen Sie Ihre größten Erfolge/Mißerfolge?
Arbeiten Sie lieber allein oder mit anderen zusammen?
Warum glauben Sie sollten wir Sie einstellen?

Persönliche und familiäre Situation/Freizeitverhalten

Sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?
Welche Beruf hat Ihre Frau/Ihr Mann?
Was sagt Ihr Partner/Ihre Partnerin zu Ihrem Stellenwechsel/Ihren Berufsplänen?
Würde Ihre Frau mit einem Umzug einverstanden sein?
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Welche Hobbys haben Sie?
Können Sie irgendwelche Tätigkeiten aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben?

 

Was Sie selbst fragen sollten

Von einem kompetenten Bewerber erwartet man, dass er sich nicht nur ausfragen lässt, sondern sich mit sachkundigen Fragen aktiv am Gespräch beteiligt. Wer keine Fragen stellt, vermittelt leicht den Eindruck, dass ihm ein besonderes Interesse an der Firma fehlt und er nur irgendeine Stelle sucht.
Meistens bekommen Sie am Ende des Gespräches die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen. Damit Sie nichts vergessen, sollten Sie sich Ihre Fragen zu Hause aufschreiben. Allerdings sollten Sie Ihre Notizen nicht monoton herunterlesen.

Es kommt natürlich darauf an, die richtigen Fragen zu stellen. Denn aus der Art Ihrer Fragen schließt der Interviewer auf Ihre Motivation und Ihre Kompetenz. Einen schlechten Eindruck erzeugt man, wenn sich die Fragen hauptsächlich nur um materielle Dinge und Annehmlichkeiten wie Bezahlung, Urlaubsregelungen und Sozialleistungen drehen. Stellen Sie lieber Fragen, die zeigen, dass Sie sich für die neuen Aufgaben und die Firma interessieren.

Checkliste: Eigene Fragen

Wie sieht meine Tätigkeit genau aus?
Wie viel Mitarbeiter hat das Unternehmen/die Abteilung?
Wie sehen die Zukunftspläne des Unternehmens aus?
Welche Zukunftsaussichten hat die Branche?
Warum wird die Stelle neu besetzt bzw. geschaffen?
Wie ist der Arbeitsplatz ausgestattet? Mit welchen Systemen/Techniken muss ich arbeiten?
Wie erfolgt die Einarbeitung?
Mit wem werde ich zusammenarbeiten? Besteht die Möglichkeit Mitarbeiter/Vorgesetzte kennen zu lernen?
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Welche Personalführungsgrundsätze gibt es?
Gibt es eine Stellenbeschreibung für die ausgeschriebene Tätigkeit?
In welchen Umfang muss ich mit Reisen rechnen?
Welche Entwicklungsmöglichkeiten habe ich im Unternehmen?

Zum Schluss:
Wie geht es nach dem Gespräch weiter?
Wie sind meine Chancen, die Stelle zu bekommen?
Wann kann ich mit einer Entscheidung rechnen?
Beabsichtigt man Sie einzustellen, sollten Sie Fragen zu den wichtigen Punkten des Arbeitsvertrages stellen.

 

Gehaltsverhandlung

Einer der wichtigsten Punkte des Vorstellungsgespäches ist das Thema Gehalt. Um hier Ihre Vorstellungen durchsetzen zu können, müssen Sie Ihre Forderungen auf jeden Fall überzeugend begründen können.
Schätzen Sie dazu einerseits Ihre Leistungen richtig ein. Informieren Sie sich andererseits über geltende Tarifverträge und die Gehälter in Ihrer Berufsgruppe.

Beachten Sie grundsätzlich folgende Ratschläge für das Gehaltsgespräch:

 

Das Stressinterview

Um zu überprüfen, wie belastbar und stressstabil der Bewerber ist, werden für manche Positionen auch Stressinterviews durchgeführt. Im Streßinterview wird der Bewerber bewußt provoziert. Das geschieht durch unfaire und aggressive Fragen, die dazu dienen, den Bewerber aus dem Konzept zu bringen und in die Enge zu treiben. Oft wird der Bewerber dabei von zwei Interviewern in die Zange genommen.
Auch durch sein übriges Verhalten versucht der Interviewer den Bewerber unsicher zu machen und aus der Fassung zu bringen. Dazu gehört es, beharrlich zu schweigen, den Bewerber mitten im Satz zu unterbrechen, ihn unter Zeitdruck zu setzen, ihm keine Zeit zum Nachdenken zu lassen, das Gesprächsthema abrupt zu wechseln, die Aussagen des Bewerbers anzuzweifeln oder ihnen zu widersprechen.

Tipp:
Bleiben Sie ruhig und freundlich, und lassen Sie sich nicht provozieren. Stellen Sie Gegenfragen, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen: "Was meinen Sie genau mit dieser Frage? Können Sie mir diese Frage näher erläutern?"

 

Gesprächsanalyse durch den Bewerber

Nach dem Gespräch sollten Sie sich immer die Zeit für eine Auswertung des Gespräches nehmen. Einerseits müssen Sie Ihr eigenes Verhalten analysieren, um Schwachstellen aufzudecken und festzustellen, wo Sie sich für das nächste Gespräch besser vorbereiten müssen. Andererseits müssen Sie den Eindruck über die Firma und die Informationen über den neuen Arbeitsplatz auswerten, und entscheiden, ob dies der richtige Arbeitsplatz für Sie ist.
Die Nachbereitung sollten Sie möglichst bald nach dem Gespräch machen, damit Sie alles noch frisch im Gedächtnis haben und nichts Wichtiges vergessen.
 

 

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